von Timo Rieg, 14.06.2019, auf Telepolis
Timo Rieg startet mit einer Bestandsaufnahme der Situation in Deutschland: Trotz Klimaschutz und Insektensterben in aller Munde endet das Naturbewusstsein deutscher Gärtner dort, wo sie frei herrschen dürfen. Die Folgen von Flächenfraß, Landschaftsversiegelung und überhaupt menschlicher Einflüsse auf die Natur sind nirgendwo zu übersehen.
Absurderweise sind es ausgerechnet Kommunen, die einen Schritt nach vorn wagen: mit öffentlichen Wiesen, die wachsen dürfen, pflegeleichten einheimischen Rabatten und dem Verzicht auf herbstliches Laubrechen. Beides sind bereits enorm wertvolle Beiträge zum Erhalt des Artenreichtums.
Eine Lösung für jeden Gärtner könnte es bereits sein, auf den obligatorischen kurzgeschorenen Rasen zu verzichten – zugunsten einer wilden Wiese, auf der sich schon nach kurzer Zeit ohne Rasenmäher wieder Wildblumen und -kräuter ansiedeln werden.
Hier geht’s zum Original-Beitrag:
https://www.heise.de/tp/features/Kurzgeschorene-Rasen-muessen-peinlich-werden-4443351.html
Wer will sich bei dieser Bestandsaufnahme wundern, dass die Biodiversität dramatisch zurückgegangen ist? Wo und von was sollten denn Insekten leben, die Pflanzensamen verbreiten (Zoochorie) und Vögeln wie Kleinsäugern als Nahrung dienen? Der moderne Unverstand ökologischer Zusammenhänge zeigt sich beispielhaft an unserer Schmetterlingsfreude: Selbst im ein oder anderen Sterilgarten steht ein asiatischer Schmetterlingsstrauch (Buddleja davidii). Schmetterlinge sind allerdings die längste Zeit ihres Lebens Raupen, und als diese werden sie tatkräftig bekämpft, am effektivsten, indem Falter in unseren durchgekärcherten Gärten einfach keine geeigneten Futterpflanzen mehr finden, an denen sie ihre Eier ablegen könnten.